Seit Anfang März sind die Wiesenvögel, wie Kiebitz und Großer Brachvogel, nach und nach in ihre angestammten Brutgebiete zurückgekehrt. Das ist das Startsignal für die ehrenamtlich Helfenden im Wiesenvogelschutzprojekt des Landkreises Rotenburg (Wümme) sich auf die Suche nach Brutpaaren zu machen, um anschließend ab April möglichst viele Gelege einzuzäunen. Die Zeit, um die Gelege zu finden, drängt. Die Vögel brüten auf alten Maisstoppeln, die jetzt jeden Tag umgebrochen werden können, oder auf Grünland, auf dem das Gras jetzt so schnell wächst, dass es bald schwierig ist, einen sitzenden Altvogel zu sehen. Am 14.4. war es dieses Jahr soweit. Auf einem Acker mit einer Zwischenfrucht, der am selben Nachmittag noch umgebrochen werden sollten, wurde das erste Gelege des Großen Brachvogels mit drei grünen Eiern entdeckt. Die Fläche gehört einem Landwirt, der das Projekt schon seit Jahren unterstützt. Das Gelege wurde sofort eingezäunt.
„So einfach ist es nicht immer!“ berichtet Simone Kasnitz, Projektleitung des Schutzprojektes und Mitarbeiterin der NABU Umweltpyramide. „Meistens beginnt mit dem Fund des Geleges erst die richtige Arbeit. Zunächst muss geklärt werden, wem das Flurstück gehört. Doch beim Katasteramt bekommt man nur den Besitzer der Fläche aber nicht den Bewirtschafter heraus“, erläutert Kasnitz. „In der Regel kontaktieren wir die nächstgelegenen Bauernhöfe, um den zuständigen Landwirt zu finden“, so die Landschaftsarchitektin weiter. „Wenn wir wissen, wer die Fläche mit dem Gelege bewirtschaftet, benötigen wir natürlich das Einverständnis, dass wir es auch einzäunen dürfen. Die Kooperation seitens der Landwirte ist wirklich hervorragend. Seit 9 Jahren haben wir keine einzige Absage bekommen“, freut sich Kasnitz.
Wird ein Gelege des Große Brachvogels gefunden, stellen zwei bis drei Ehrenamtliche im Radius von 15 Metern um das Gelege einen 50 Meter langen elektrischen Zaun auf. Die Zäune werden in einer der Umgebung angepassten Farbe ausgewählt, um möglichst wenig Aufmerksamkeit zu erregen. Jede Störung im Anfangsstadium kann zum Aufgeben der Brut führen. Deshalb muss der Aufbau der Zäune auch sehr schnell und gleichzeitig sehr ruhig vonstattengehen. Die meisten der Brachvogelpaare kennen diese Prozedur schon und kommen nach einigen Minuten zurück zum Gelege, sobald der Aufbau beendet ist und die Fläche von den Menschen verlassen wurde.
Der Kiebitzbestand ist im Landkreis Rotenburg noch höher als der Bestand des Großen Brachvogel, daher werden Kiebitzgelege nur mit zwei Stöckern in Fahrtrichtung der landwirtschaftlichen Maschinen gekennzeichnet. Diese Markierung schützt die Gelege davor überfahren zu werden. „Auch wenn es wünschenswert wäre, ist die Einzäunung aller Gelege leider weder materiell noch personell leistbar“, sagt Kasnitz
Natürlich erhalten die Landwirte eine kleine Aufwandsentschädigung für die Unterstützung des Projektes. Für jedes gezäunte Brachvogelgelege werden 50 Euro und für einen erfolgreichen Schlupf bei Kiebitzgelegen 30 Euro gezahlt.
Foto: „Das erste Gelege des Großen Brachvogels“ © Bärbel Brandt