Der Alltag in Zeiten des Coronavirus stellt viele von uns vor besondere Herausforderungen, da ist es schön zu beobachten, dass zumindest die Tierwelt ihrem ganz natürlichen Rhythmus weiterhin folgt. Die ersten Schwalben kommen gerade zurück und bringen uns ein Stückchen Normalität in diese anspruchsvolle Zeit.
Kaum ein anderer Vogel ist sprichwörtlich so sehr mit der warmen Jahreszeit verbunden wie die Schwalbe, die ja angeblich „alleine noch keinen Sommer macht“. Vielen Mitmenschen ist jedoch gar nicht bekannt, dass es hier zu Lande gleich zwei Arten gibt, die sich als so genannte „Kulturfolger“ dem Menschen angeschlossen haben: Die Rauchschwalbe, erkennbar an der rostbraunen Brust, baut ihr kunstvolles, napfförmiges Nest in Gebäuden, am liebsten in Viehställen, aber auch schon einmal in einem Windfang, auf einem Vorsprung, während ihre „Schwesterart“, die von unten cremefarben wirkende Mehlschwalbe, ihre Nester aus lehmiger Erde außen an Gebäude, gerne unter Dachvorsprünge, klebt. „In diesen Tagen sind die ersten Schwalben zu uns in den Landkreis nach ihrem langen, anstrengenden Flug zurück gekehrt“, freut sich Bettina Schroeder, Mitarbeiterin der NABU Umweltpyramide. „Schwalben haben es heute nicht leicht“, erläutert die Biologin weiter, „sie leiden unter verschiedenen Faktoren: Viele Ställe sind heute so dicht verschlossen, dass die Rauchschwalben nicht mehr hinein fliegen können, und immer mehr Flächen werden versiegelt, sodass sie kein Baumaterial für ihr Nest finden können.“
„Es gibt verschiedene Arten den Schwalben zu helfen“, so Schroeder weiter. „Neben dem Anbringen von fertigen Nisthilfen können auch kleine Lehmpfützen als Unterstützung angelegt werden.“ Solch eine Lehmpfütze sollte nicht weiter als 300 m vom nächsten Niststandort entfernt sein, denn wenn die Schwalbe den Lehm weiter transportieren muss, trocknet er im Schnabel aus, wird bröckelig und kann nicht mehr als Baumaterial für das Nest verwendet werden. Gern renovieren Schwalben auch ein kaputtes Nest vom Vorjahr, das ist weniger aufwändig als aus 700 – 1500 Lehmkügelchen ein neues zu bauen. Da Schwalben mehrfach im Jahr brüten und ihre Nester oft ausbessern, sollte die Lehmpfütze idealerweise über den Sommer bestehen bleiben und feucht gehalten werden.
Beim Anbringen von Kunstnestern muss beachtet werden, dass Mehlschwalben gern in Kolonien brüten, wohingegen Rauchschwalbe ein einzelnes Nest mit viel Platz für sich bevorzugen.
Der NABU möchte gerne wissen, wo in Niedersachsen Schwalben in diesem Jahre gesichtet wurden. Für Meldungen bietet sich die große Aktion „Die Stunde der Gartenvögel“ an, in deren Rahmen alle Vogelfreunde aufgerufen sind, vom 8. bis 10. Mai, alle Vogelarten im Garten und am Haus zu beobachten. Von einem ruhigen Plätzchen im Garten, auf dem Balkon oder vom Zimmerfenster aus wird von jeder Vogelart die höchste Anzahl notiert, die im Laufe einer Stunde gleichzeitig beobachtet werden konnte. Die Beobachtungen können am besten online unter www.stundedergartenvoegel.de gemeldet werden, aber auch per Post oder Telefon – kostenlose Rufnummer am 9. Mai von 10 bis 18 Uhr: 0800-1157115. Gemeldet werden kann auch mit der kostenlosen NABU-App Vogelwelt, erhältlich unter www.NABU.de/vogelwelt. Meldeschluss ist der 18. Mai.
Aktuelle Zwischenstände und erste Ergebnisse sind ab dem ersten Zähltag auf www.stundedergartenvoegel.de abrufbar und können mit vergangenen Jahren verglichen werden.
Foto: „Mehlschwalbe an einer Pfütze“ (c) NABU/ Thomas Tennhardt